„In Orwisch is es foi“: Sonne satt bei der Kerb 2023
40. Auflage der Orwischer Kerb nach der Rückkehr in den Ortskern, kombiniert mit den Jubiläen „200 Jahre Sankt-Gallus-Kirche“ und „250 Jahre Hirschwirth“: All diese Kennziffern hatten bereits im Vorfeld signalisiert, dass das Kirchweihfest des Jahres 2023 ein besonderes sein würde, quasi in XL-Aufmachung. Und so kam es denn auch: Bei bestem Spätsommerwetter strahlte der Kerbborsch namens Noand’l auf seinem Kerbbaumstuhl hoch droben über dem Dalles mit den Urberachern und ihren Gästen aus der Rödermärker Nachbarschaft und dem Rhein-Main-Umland um die Wette.
Apropos: Gut gelaunt präsentierten sich bei der traditionellen Anstichzeremonie am Samstagnachmittag auch Bürgermeister Jörg Rotter und die Erste Stadträtin Andrea Schülner, nachdem sie die Zapfhähne problemlos ins Bier- und Apfelweinfass geschlagen hatten. Gläser und Krüge machten die Runde: „Prosit!“ Anschließend kam der Volksfest-Klassiker richtig auf Touren. Vereinszelte, Höfe, Buden und Karussells wetteiferten ums Publikum – und überall herrschte reger Zuspruch.
Höhepunkt aus Sicht der Pfarrei St. Gallus war zweifelsohne der Besuch von Bischof Peter Kohlgraf am Sonntagvormittag. Den 200. Geburtstag des Gotteshauses zelebrierten die Katholiken mit dem Gast aus Mainz im Rahmen eines Pontifikalamtes, das eine eindrucksvolle musikalische Umrahmung zu bieten hatte. Instrumental-Solisten, Kirchenchor Cäcilia, dazu eigens für die Messe neu hinzugewonnene Projektchorsänger, angeleitet von Wolfgang Tüncher: Mit dieser großen Besetzung waren Stimmkraft und vokale Glanzpunkte garantiert.
Nach dem Gottesdienst folgte für den Bischof der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Kaum hatte Kohlgraf den Füller zur Seite gelegt, da bildeten sich auch schon kleine Signaturschlangen. Jeder, der den Jubiläumsfestakt miterlebt hatte, durfte sich ebenfalls mit seiner Unterschrift auf den Seiten mit dem Datum 3. September 2023 verewigen. Viele Namenszüge „wanderten“ aufs Papier. Kurzum: Es herrschte kein Mangel an Einträgen für das in Schriftform konservierte Gedächtnis der Kommune.
Dem Stichwort „Erinnerung“ – fokussiert auf lokale Aufreger der zurückliegenden zwölf Monate – widmete sich bei der diesjährigen Kerbspruchverlesung am Sonntagnachmittag auch Kerbvadder Timon Föckel. Straßenbau, Glasfaserkabel, Sperrungen, Umleitungen… Darauf machte sich der junge Mann mit dem Zylinder in prägnanter Mundart seinen spöttischen Reim, umrahmt von einer fröhlichen Schar von Mitstreitern. Knapp 20 Kerbborsche und -meedche standen auf der Bühne.
Kaum hatte Föckel seine Ansprache beendet, da wurde auch schon munter gesungen und geschunkelt. „Orwischer Dippche und Ebbelwoi“ erklang – und auch beim Fazit der lokalpatriotischen Hymne waren sich alle Anwesenden einig: „Mer brauche nitt on Roi, in Orwisch is es foi!“